Bericht des Fanvertreters von der AR-Sitzung im Oktober 2015

Am Tag der AR-Sitzung erschien im RS online das Interview mit Doc Welling unter der Überschrift „Bin total entspannt“. Man darf hierbei von zwei Dingen ganz sicher ausgehen

:

  • Der Doc lügt uns, was seine Befindlichkeiten angeht, nicht an (und auch sonst nicht!)
  • Er ist Medien- und RWE-erfahren genug, um sich der Wirkung dieser Worte bewusst zu sein.

Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass er „Unverständnis“ und bei Teilen der Fans auch das Bedürfnis Ihn ob dieser Aussage „steinigen zu wollen“ erwartet hat.

Die entsprechenden Kommentare ließen auch nicht lange auf sich warten.

Nun ist das Wort „entspannt“ nicht unbedingt eines, dass mir persönlich im Zusammenhang mit RWE einfallen würde, wenn ich meine aktuelle Gemütslage erklären sollte. Aber dieses Wort wäre mir schon vor 30, 20, 10 oder 5 Jahren genauso wenig eingefallen. Entspannung und RWE ? Ne, Doc, das geht für mich nicht zusammen, noch nie.  🙂

Natürlich habe ich mich vor der AR-Sitzung, in der logischer Weise auch das Sportliche Thema war, selbst gefragt, wo ich eigentlich in der aktuellen Situation stehe. Meine Überschrift im RS hätte gelautet: „Bin zuversichtlich“. Interessanter Weise habe ich mir das – ohne das Interview vorher zu kennen – selbst praktisch genauso begründet, wie der Doc seinen Entspannungszustand begründet hat.

Zuversicht schließt aber nicht Unzufriedenheit aus. Zufrieden mit den bisherigen Saisonergebnissen ist keiner und natürlich muss man sich mit Blick auf die Tabelle auch gewisse Sorgen nach unten machen. Aber Truppe und Trainer haben aus meiner Sicht weiterhin Potential mittelfristig unserem Anspruch auch tabellarisch zu genügen. Was fehlt ist Konstanz über 90 Minuten und vielleicht das letzte Quäntchen Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und eine abgeschlossene Hierarchiebildung in Team.

Hinzu kommt, dass wir uns gelegentlich individuelle Fehler zur Unzeit erlauben, die sehr oft brutal bestraft werden. Das schließt Platzverweise (Wiedenbrück/Verl) ebenso ein, wie z.B. den „Klops“ von Jeffrey Obst gegen Lotte vor dem 2:1, als wir das Spiel dominiert haben. Bleiben wir bei Obst: Ein junger Kerl mit technischen und läuferischen Qualitäten, die wir auf dieser Position lange nicht mehr hatten. Aber eben noch sehr jung. Denen, die fordern, wir müssen vermehrt die eigenen A-Jugendlichen in die 1. Mannschaft integrieren, antworte ich: Ja, dass müssen wir! Aber wenn wir dann erwarten, dass diese Spieler auf dem Feld nicht das eine oder andere Mal richtig Lehrgeld zahlen, liegen wir falsch. Wir haben diese Saison die Startelf verjüngt und diese Jungs haben (unabhängig davon, wer sie in der Jugend ausgebildet hat), etwas Geduld verdient.

Ich verstehe auf der anderen Seite aber auch jeden, der sagt: „Ich komme erst wieder, wenn die Ergebnisse stimmen. Bis dahin nutze ich meine Freizeit anders“, Leidensfähigkeit hat auch bei RWE-Fans manchmal eben Grenzen. Aber „verbale Rundumschläge aus (berechtigtem) Frust nutzen genauso wenig wie Durchalteparolen wie diese hier.

Wir gewinnen oder verlieren kein Spiel im Internet!

Die „Wahrheit“ liegt auf dem Platz und wird in 90 Minuten durch die Akteure definiert. Siewert und das Team sind nach 90 Minuten „geil“ oder eben Volldeppen. Irgendwas dazwischen will man als Fan, der mit Leib und Seele dabei ist, irgendwie nur schwerlich wahrnehmen. Muss man auch nicht, denn schließlich muss man selbst auch keine Entscheidungen fällen, die ggfs. das Geschehen beeinflussen. Da fällt es leichter, den Daumen zu heben oder eben, wie aktuell, zu senken.

Für mich ist aktuell sehr wichtig, wie Mannschaft und Trainer im Verhältnis zu uns Fans mit der Situation umgehen und das gefällt mir in dieser Saison: Man stellt sich geschlossen und das wird auch von den meisten Fans anerkannt. Bis auf ein paar wenige verbale Entgleisungen blieb es ruhig und sachlich am Zaun. Das auf diese Fannähe seitens der sportlich Verantwortlichen viel Wert gelegt wird, zeigt auch das öffentliche Anzählen von Kevin Behrens kürzlich. Es geht an der Hafenstr. nur miteinander, daran sollten alle im Verein immer denken.

Genug von den eigenen Befindlichkeiten und hin zu deutlich Erfreulicherem:

Die Saison 2014/2015 haben wir (natürlich) im Rahmen des Budgets abgeschlossen und durch einige positive Einmaleffekte vom Ergebnis sogar deutlich besser als geplant. Für 2015/2016 liegen wir (Stand der Prognose 01.10.) auch deutlich im Budget. Risiken aus der im November anstehenden Kölmel-Verhandlung und der im Januar anstehenden Harttgen-Verhandlung sind dabei eingepreist.

Beim Thema Finanzen gibt es keinen Stillstand. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sollen weiter kontinuierlich verbessert werden. Hier sind weitere Maßnahmen in der Pipeline, die zur Winterpause aus den Startlöchern kommen sollen.

Sehr erfreulich auch die Entwicklung unserer Jugendabteilung. Sowohl die A-Jugend (das durfte man erwarten) als auch mittlerweile die B-Jugend sind aktuell von der Abstiegszone erfreulich weit entfernt. Hier wird zudem das von der sportlichen Leitung Versprochene in die Tat umgesetzt: Eine enge Verzahnung zwischen Jugend/1.Mannschaft über Training und Förderspiele.

Wenn unsere 1. Mannschaft nicht wäre, hätten wir einen geilen Verein 😉 Aber das wird auch noch, siehe oben: „Bin zuversichtlich“

Abschließend aus aktuellem Anlass noch ein Blick auf unseren geliebten Nachbarn:

Glaubt man der Presse („Aufsichtsrat fühlt sich hintergangen“) sollen viele wesentliche Entscheidungen durch einen „Eilausschuss“, bestehend aus AR-Vorsitzenden und Vorstand Tönnies, getroffen worden sein. Unabhängig davon ob das nun stimmt oder nicht: Bei RWE absolut nicht möglich. Wie wir bei RWE auf „Alleingänge“ reagieren, haben wir vor einigen Monaten ja recht deutlich gemacht. Zwar stecken auch bei uns der Doc und Herr Hülsmann in regelmäßigen 4 Augen Gesprächen die Köpfe zusammen um Dinge vorzubesprechen, aber definitiv nicht als Entscheidungsgremium.

Nächste AR-Sitzung dann wieder turnusmäßig am 10. November.