Trainingslager aktuell – Ralfs Tagebuch Finale

Das heutige Vormittagstraining habe ich „verletzungsbedingt“ verpasst. Zu wenig Schlaf … Es war aber nur leichtes Anschwitzen angesagt, da man am Nachmittag das Spiel gegen den amtierenden Meister und Pokalsieger der aserbaidschanischen Liga, FC Qarabag Agdam, vor der Brust hatte.
Zur sportlichen Einordnung: Der Kader von Agdam, der auch in dieser Saison die heimische Liga souverän anführt, besteht aus 11 Nationalspielern. Das letzte Länderspiel in 2011 gewann die deutsche Nationmalmannschaft mit 3:1.
In der bald startenden WM Quali werden wir einige Spieler des heutigen Gegners gegen unsere DFB-Elf wiedersehen. In der diesjährigen Champions-League Qualifikation ist das Team erst in Runde 3 an Celtic Glasgow mit 0:0 und 0:1 denkbar knapp gescheitert.
Vor dem Spiel gab es wieder einige nette Anekdoten: Zum Einen war Jürgen Röber zu Gast, der für einen türkischen Club scoutet. Dann erfuhren wir, dass das Spiel von Agdam live im Netz gestreamt wurde.
Schnell die Info in die Heimat abgesetzt, so dass hoffentlich einige das Spiel sehen konnten. Der absolute Knaller passierte aber ca. 30 Minuten vor Spielbeginn. Es gab kein Bier im Stadion, also entschloss man sich, kurz nochmal mit einer Taxe zur Tanke zu fahren. Überraschender Weise brauchte man gar kein Taxi zu rufen, denn es fuhr gerade eines vor.
Der Taxifahrer schaute wohl kurz zur Uhr und nahm dann 2 von uns mit. Bei der kurzen Fahrt stellte sich heraus, dass es sich um den Schiedsrichter der Partie handelte, der mal eben noch eine Tour angenommen hatte!
Anmerkung von Isabelle – live bei der Aktion dabei 😉 – Das Taxi stand schon ohne Fahrer auf dem Parkplatz und der Schiri wurde extra noch mal herbei gerufen und gefragt 😉 Nachdem geklärt war, dass das Bier auf dem Parkplatz getrunken werden dürfte (unerklärlicherweise landete es dann doch auf der Tribüne ;)), ging’s schnell los – Geschäft 1 hatte kein Bier, Nr. 2 hatte nur noch 7 Flaschen/Dosen, aber mit einem Besuch im 3. Geschäft gab’s dann genug für alle 😉 Nur hatte der Taxifahrer es beim 3. Geschäft auf einmal sehr eilig – weil sich dann auf dem Rückweg zum Stadion erst herausstellte, dass er der Schiri ist 😉
Selten hat es beim Betreten des Platzes einen so großen Applaus für ein Schiriteam gegeben.
:-))
RWE startete mit:
Heller- Huckle-Binder-Fritz-Weber-Obst-Rabihic-Baier-Yesilova-Platzek und Osvold im 3-4-3 System
Unser Team agierte aus einer guten Ordnung und war bis auf wenige Ausnahmen defensiv immer Herr der Lage. Osvold erzielte sogar ein schönes Tor, stand aber wohl vorher im Abseits.
Agdam hatte zwar etwas mehr Ballbesitz, lief aber häufiger ins Abseits und musste aufgrund des guten Pressings von RWE oft wieder „hintenrum“ spielen.
Trotzdem dann in Minute 44 das 1:0 für Agdam. Ein direkter Freistoß aus knapp 25 m wurde von der Essener Mauer abgefälscht. Heller war chancenlos.
Tortzdem konnte man mit dem Auftritt bis dato zufrieden sein.
Wer jetzt gedacht hätte, RWE müsse dem hohen Tempo Tribut zollen, sah sich getäuscht:
Die Roten wurden immer forscher und erarbeiteten sich mehrere hochkarätige Tormöglichkeiten, die aber alle (bis auf ein weiteres Abseitstor durch Platzo) vergeben wurden.
Darunter auch ein völlig berechtigter Elfer, den Rabihic verschoss, nachdem Platzo allein aufs Tor zulief und beim Schuß von hinten umgemäht wurde (ca. 60. Minute). In einem Ligaspiel klar Rot, in einem Freundschaftsspiel richtiger Weise nur mit Gelb geahndet.
Agdam hatte auch noch 2-3 Möglichkeiten, aber der Ausgleich für Essen wäre hochverdient gewesen. Der Ball wollte einfach nicht rein, auch nicht in der Schlußminute als Testspieler Tomislav Baltic um Zentimeter verfehlte. Wir waren -obwohl es nur ein Freundschaftsspiel war- auf der Tribüne am verzweifeln. Warum belohnen sich die Jungs nicht mal für Ihre tolle Leistung?
Spielerisch kann man es gegen einen Gegner mit dieser Qualität als Viertligist kaum besser machen, aber einige der hart erarbeiteten Chancen muss man auch als Viertligist einfach nutzen.
Die anwesenden Fans hatten schon eine richtige Idee, als Sie lautstark MW als Elferschützen forderten. Der hatte schließlich im Trainigslager seine ersten 7 Elfer alle verwandelt!
Ich weiß nicht, was JS in der Schlussbesprechung nach dem Spiel
den Jungs noch auf dem Platz mitgegeben hat, ich hätte jedenfalls gelobt.
Es ist schließlich deutlich einfacher, irgendwann mal Chancen zu nutzen, als mühsam zu erlernen, Sie herauszuspielen.
Manchmal ist das reine Kopfsache.
Übrigens: Der türkische Schiri hatte sich dann in einer Situation doch unseren Unmut zugezogen, als er ein Foul an Osvold nicht ahndete: „ Ey, fahr lieber Bier holen“
Osvold machte eine sehr ordentliche Partie auf der rechten Seite und harmonierte mit Platzo im Zentrum gut. Er ging viele Wege, war sehr passicher und scheiterte mit einem Kopfball nur knapp.
Das Abseitstor war ein strammer Schuss aus rund 14 m.
Der Junge hat Anlagen, aber ob er der benötigte Torgarant sein kann? Ich möchte die Entscheidung nicht fällen.
Die anderen Beiden sind ordentliche Fussballer, insbesondere Baltic ist im Mittelfeld grundsolide, aber aus meiner Sicht kein echter Schritt nach vorne. Ich würde daher beide nicht verpflichten.
Die RWE-Reisgruppe verabschiedet sich nun schweren Herzens aus Belek
mit einem offensichtlich nicht nur am Kopf frierenden Frankie
und einem Reiseleiter Martin vom Hofe, der mir in den vergangenen 8 Tagen richtig ans Herz gewachsen ist, der kleine Racker 😉
Gleiches gilt für den Rest der Truppe. Wir werden sicher alle gerne an die erlebnisreichen Tage hier in Belek zurückdenken.
Bis bald an der Hafenstrasse
Nur der RWE!
Ralf