Faninteressen sichtbar machen

Bericht vom Bundestreffen Unsere Kurve e.V.

„In den Farben getrennt, in der Sache vereint!“ Nichts macht dies deutlicher, als das Foto der Teilnehmer*innen des Bundestreffen von Unsere Kurve e.V.: 50% für die Vertreter*innen der Fanorgas – 50% für die Bielefelder Alm. Die FFA war natürlich vertreten. Hier der Bericht über ein in jeder Hinsicht intensives Treffen

Von der Interessengemeinschaft zum Verein


Schon seit mehr als 15 Jahren existiert UK – Unsere Kurve nun schon als Interessengemeinschaft der Fanabteilungen, Supporters Clubs und Fandachverbände. 25 aktive Fanorganisationen von der ersten bis zur vierten Liga sind vertreten. Vor zwei Jahren wurde beschlossen, die IG in einen Verein zu überführen, um sich professioneller aufzustellen und Fördermittel aquirieren zu können. Da hatten wir noch keine Ahnung, was Corona an Herausforderungen, aber auch großen Chancen für eine bundesweite Fanarbeit mit sich bringen würde. Rückblickend muss man sagen: ein Hammer an Arbeit, aber zum bestmöglichen Zeitpunkt.

UK auf allen Kanälen


Der vor zwei Jahren neu gewählte Vorstand, dem auch ich als Vertreter der Mitglieder aus den Regionalligen angehörte, wurde durch die Krise des Profifußball unter Corona gleich ins kalte Wasser geschmissen. Plötzlich war Fanmeinung medial gefragt und wir konnten dafür sorgen, dass mit Unsere Kurve eine ausgewogene, aber qualifizierte Stimme für Faninteressen zur Verfügung stand. Vom Doppelpass über das Sportstudio, Heute Journal und Tagesthemen, Überregionale Presse und Sportpresse, die Kritik, die Unsere Kurve an den Auswüchsen des sogenannten „modernen Fußball“ vorbrachte, bekam endlich Platz in der Debatte.

Unser Fußball und Zukunft Profifußball


Unsere Kurve unterstützte und iniziierte Faninitiativen mit breiter Wirkung und inhaltlicher Tiefe quer durch die auch bundesweit sehr unterschiedlich aufgestellten aktiven Fans.
„Unser Fußball“ unterzeichneten fast eine halbe Millionen Fans bundesweit, was wiederum viel Aufmerksamkeit bekam und letztlich mit zur DFL-Taskforce führte, die Reformen des Fußballs breit diskutieren sollte.
Auch wenn die umgesetzten Ergebnisse der DFL Taskforce bestimmt noch zu wünschen übrig lassen: eine Taskforce, die personell so breit besetzt war und Themen so gründlich und ausdauerend diskutiert hat, hatte es im deutschen Fußball noch nicht gegeben. Nicht nur Funtionäre der Verbände und Vereinsmanager waren beteiligt, sondern auch sieben Fanvertreter*innen, Vertreter*innen aus der Politik, dem Spielerbündnis, dem Frauenfußball und der Sponsoren.
Um diese Arbeit inhaltlich anzugehen, wurde unter Initiative von UK „Zukunft Profifußball“ gegründet. Hier wurde nicht nur Grundlagenwissen zusammengetragen und darauf aufbauend zu den Themenkomplexen der Taskforce klare Analysen und Forderungen erarbeitet. Hier haben Fans auch klare Lösungsansätze, zum Beispiel zur gerechteren Verteilung von TV Geldern erarbeitet.
All diese Fanarbeit konnte über UK öffentlich präsentiert werden und machte auch weit über den Fußall hinaus deutlich, dass Fans nicht nur „Stakeholder“ sind – wie es so fern vom eigenen Erleben heißt – sondern dass Fußball ein Publikumssport ist und ohne Fans nichts.

Alles nur Gelaber?


natürlich ist die Diskussion unter den verschiedenen Fangruppierungen nicht erledigt. Die Frage, ob das alles wirklich zu greifbaren Ergebnissen führt, ist noch nicht beantwortet. Zu oft wurden Fans nach engagierte Mitarbeit wieder ins Abseits geschoben und es änderte sich gar nichts. Gerade der DFB wird da noch weiter lernen müssen, dass Fanvertreter kein Feigenblatt sind.
Auch die DFL Taskforce hat noch nicht bewiesen, dass die vollmundigen Erklärungen des Abschlussberichts wirklich umgesetzt werden.
Aber es sind auch Erfolge sichtbar. Ein Club Fan Dialog wird Lizenzbedingung auch in der 3. Liga. Die Debatte um 50+1 hat klare Richtung gegen die Ausnahmen und Regelverstöße genommen. Und UK hat zwei große Projekte auf den Weg gebracht, die die Position von Fans weiter stärken sollen.

KickOff und DIY


Beide Projekte waren nur als e.V. zu organisieren und mit hauptamtlichen Mitarbeitern zu stemmen. Dass das gelungen ist – Fanarbeit mit hauptamtlicher Unterestützung – war lange außerhalb der sozialen Fanprojekte nicht denkbar.
Mit Unterstützung des Fördertopf KickOff des DFB und Zuschüssen der europäischen Faninitiative SDE hat UK ein sozialwissenschaftliches Projekt in die Spur gebracht, von dem wir uns noch einiges an Erkenntnis erhoffen.
Die Frage: woran liegt es, dass zwischen Fans, Verbänden und Polizei seit Jahren die immer gleichen Konfliktlinien ohne Lösung und Fortkommen bestehen bleiben. Wie kann man gemeinsame Lösungen erarbeiten und was ist dafür an Veränderung nötig. Stephanie Moldenhauer und Max Gehrmann forschen dazu bereits seit 12 Monaten und haben eine Unzahl an Interviews mit allen Beteiligten gemacht. Über 700 Stunden Meinung, Position und Geschichte. In den nächsten 6 Monaten werden diese Interviews evaluiert und ausgewertet. Ein Berg von Arbeit.
Am Ende werden Vorschläge für fruchtbare Lösungswege stehen, die dann auch entsprechend erprobt werden sollen. Ein Novum und ein richtiger Erfolg. Die Zusage des DFB dazu liegt vor, die DFL zeigt sich offen.

DIY – Do it Yourself ist ein UK-Projekt zur Stärkung der Fanarbeit. Unsere Kurve bietet in den nächsten Monaten pragmatische Kurse für Fanarbeit an. Fachleute in den verschiedenen Bereichen bieten in Präsenz und Online Fortbildung zu verschiedenen Themen an. Wie nutze ich Social Media erfolgreich, wie funktioniert professionelles Projektmanagemanet, wie wichtig sind Bildrechte, wie geht Pressearbeit. Dies sind nur einige Themen. Jeder Kurs kostet die symbolische Gebühr von 12 Euro. Bundesweit die richtige Zahl, auch wenn der geneigte Rot-Weisse sich für 07 Euro entschieden hätte.

neuer UK-Vorstand


Auf der Samstag Vormittag stattgefundenen Mitgluiederversammlung wurde dann für die kommenden zwei Jahre ein neuer Vorstand gewählt. Drei Leute aus dem bisherigen Vorstand hatten nicht erneut kandidiert. Zum einen, weil die Vorstandsarbeit unter Corona Ausmaße einer Teilzeitstelle angenommen hatte, zum anderen, weil sich sowohl Thomas aus Osnabrück, als auch ich wieder mehr in der eigenen Fanabteilung engagieren wollten.
Der neue Vorstand setzt sich aus der bisherigen und neuen ersten Vorsitzenden Helen von der Supporters Crew Freiburg, sowie Dario von der Eintracht Frankfurt Fanabteilung als zweitem Vorsitzenden und Markus (Fanabteilung Darmstadt und bisher zweiter Vorsitzender) als Kassenwart zusammen. Als Beisitzer wurden Christian „Ossi“ vom Supporters Club HSV und Katharina von der FuFa Union Berlin gewählt. Da ich alle kenne, sage ich schonmal: eine schlagkräftige Truppe ist da zusammen gekommen.

Infoabend nach der Winterpause


Fanpolitik wird auch bei der FFA im kommenden Jahr eine größere Rolle einnehmen. Zu Unsere Kurve und zu unserer Mitarbeit in der bundesweiten Fan AG Regionalliga wollen wir dann ausführlich informieren und uns euren Fragen und Wünschen stellen.

Bis dahin!

NUR DER RWE – Eure FFA