Unsere Kurve: Bericht vom Bundestreffen
Am vergangenen Wochenende fand, wie immer am 1.Mai das Bundestreffen von Unsere Kurve statt. Diesmal online per Videokonferenz. Es gab einiges zu diskutieren, wie zum Beispiel unsere Stellungnahme zur Entscheidung der Behörden über Geisterspiele, die ja bereits einiges an Medienecho nach sich gezogen hat.
Für die FFA, die fast seid Gründung unserer Fanabteilung Mitglied bei Unsere Kurve ist, haben Dirk Kindsgrab und Jost Peter (meine Wenigkeit) als UK-Vertreter am Treffen teilgenommen.
Seit der Oktobersitzung 2019 bin ich zudem als Mitglied in den Vorstand von UK gewählt worden. UK vertritt aktuell 25 Fanabteilungen, Supporters Clubs und Fanclubverbände von der ersten, bis zur vierten Liga. Seit dem letzten Jahr wächst UK dauerhaft und die nächsten Mitglieder stehen bereits auf der Matte.
Wer mehr Grundsätzliches über UK wissen möchten, sei hier auf die Homepage von Unsere Kurve verwiesen.
Viele Themen in vier Stunden
Auf den drei mal im Jahr stattfindenden Bundestreffen ist die Themenvielfalt entsprechend groß. Diesmal im Zentrum:
– Gründung des e.V. Unsere Kurve und weitere interne Organisationsthemen
– Welche Mitglieder möchte UK aufnehmen?
– Praxisbeispiele und Diskussion zum Thema Rückerstattung von Eintrittsgeldern und Dauerkarten
– Diskussion und Ausarbeitung einer Position zum Thema Spiele ohne Fans
– Gründung einer Arbeitsgruppe zu den in unserer Stellungnahme Für einen gesunden Fußball aufgeworfenen Fragen und Forderungen.
Die Gründung des Vereins Unsere Kurve ist fast abgeschlossen.
Vor einem Jahr hatte UK beschlossen, die Interessengemeinschaft in einen e.V. zu wandeln, damit Zuschüsse und Fördergelder von Stiftungen und Verbänden genutzt werden können. Perspektivisch soll so die Schlagkraft von UK, z.B. durch Einstellung einer Bürokraft, deutlich erhöht werden. In den aktuellen Diskussionen ist Unsere Kurve in den Medien ein gefragter Gesprächspartner. Nicht nur, weil UK ein breites Bündniss von Fußballfans repräsentieren kann, sondern auch, weil wir inhaltlich in den letzten Wochen und Monaten schnell und kompetent gearbeitet haben.
Das alles im Ehrenamt zu schultern ist keine leichte Aufgabe. Eine bessere Basis, so sind sich alle einig, kann da gut unterstützen.
Der Verein UK soll allerdings nichts an den Entscheidungswegen bei UK ändern, die auf maximale Transparenz und Beteiligung aller Mitglieder ausgelegt sind.
Wer kann Mitglied bei UK werden
Das Thema entstand aus aktuellem Anlass, denn die Fanabteilung des VfL Wolfsburg möchte UK beitreten. Da der Erhalt der 50+1-Regelung des DFB, nach der die Mitglieder eines Vereins immer mit einer Stimme Mehrheit gegenüber Geldgebern und Investoren vertreten sein müssen, eine zentrale Forderung von UK ist, gab es Zweifel an einer Mitgliedschaft von Wolfsburg. Immerhin umgeht der Werksclub diese Regel, wenn auch mit Duldung durch den DFB.
Letztlich spiegelte sich die zu entscheidende Frage am Beispiel des Brauseclub aus Leipzig, dessen Verstöße gegen die 50+1 Regel beispiellos sind.
In diesem Extremfall war man sich schnell einig, dass eine evtl. Fanabteilung aus Leipzig nicht ohne weiteres aufgenommen werden könne. Auch im Fall Hoffenheim, das ja ein weiterer Modellclub für die Einflussnahme außerhalb der 50+1 Regel ist, gab es wenig Meinungsverschiedenheiten.
Wo aber die Grenze ziehen und mit welchem Recht? Fanabteilungen müssen ja nicht zwangsläufig die Meinung Ihres Vereins propagieren. Vielleicht bedarf es sogar der Unterstützung einer bundesweiten Vereinigung, wie Unsere Kurve, um diese Positionen im Verein zu stärken.
Letztlich wurde entschieden, dass die §§ unserer Satzung perspektivisch so angepasst werden, dass sich dort zentrale Inhalte und Positionen, wie z.B. 50+1 oder Antirassismus wiederfinden.
Eine Fanorga, die auf Grundlage einer solchen Satzung den Mitgliedsantrag stellt, sollte ohne wenn und aber aufgenommen werden. Vor diesem Hintergrund soll mit Wolfsburg ein klärendes Gespräch geführt werden.
Im Gegensatz dazu gab es ungeteilten Applaus, dass Werder Bremen und Union Berlin zum ersten Mal beim Bundestreffen dabei waren. An erstere natürlich ein besonders herzliches Willkommen aus Essen.
Wie umgehen mit der Rückerstattung von Dauerkarten und Tickets
Punkt drei waren die Veröffentlichungen der letzten Tage zum Thema Erstattung von Tickets und Dauerkarten. Schlechtes Beispiel der 1.FC Köln, der in einem Schreiben mehr oder weniger arrogant davon ausgeht, dass alle auf ihre Rückerstattung verzichten. Man dürfe aus drei Möglichkeiten wählen, wohin das Geld dann gehen solle: den Verein, den Breitensport oder soziale Projekte. Näheres wurde nicht definiert. Kein Wort darüber, dass es vielleicht in der Coronakrise Fans gibt, die es sich schlicht nicht leisten können auf das Geld zu verzichten, weil sie selbst z.B. durch Kurzarbeit gebeutelt sind. Kein Wort darüber, was „Breitensport“ und „soziale Projekte“ im Speziellen meint? Hier konnten wir positiver aus Essen berichten, wo zuerst klar gestellt wird, dass es keinewegs selbstverständlich ist, auf die Rückerstattung zu verzichten. Unsere Kurve wird in den kommenden Tagen aus den Meldungen der Vereine ein Best Practice Papier erstellen und an die Vereine verschicken.
UK Position zu Spielen ohne Fans
Die Diskussion um eine aktuelle Stellungnahme zur eventuellen Fortsetzung der Saison in der DFL war dann einheitlicher, als gedacht. Bereits am 21. April hatte UK ja bereits festgestellt, dass Geisterspiele grundsätzlich nur als „Erste Hilfe Maßnahme“ denkbar seien, wenn endlich auch die seit Jahren offen liegenden Fehler des System Fußball und die überdrehte Kommerzialisierung zum Thema würden.
Vor dem Hintergrund eines Beschlusses der Behörden, dem „Konzept“ der DFL statt zu geben, sahen wir uns gezwungen noch einmal deutlicher zu werden. Drei Thesen haben wir dazu entwickelt und in der Stellungnahme vom Montag näher ausgeführt:
– Spiele ohne Fans bleiben gespenstisch und unattraktiv. Eine künstliche Aufwertung verbietet sich. Fankultur kann nur von Fans ausgehen.
– Fans sind kein Sicherheitsproblem, weder in Zeiten von Corona noch in anderen Zeiten.
– Potenzielle Geisterspiele müssen für diejenigen zugänglich gemacht werden, die sie sehen wollen. Für eine freie TV-Ausstrahlung dieser Spiele.
So wollen wir uns gegen Pappkameraden und die Einspielung von Fangesängen positionieren. Gleichzeitig möchten wir, dass Protest, etwa in Form von Bannern auf den Rängen, nicht ausgeschlossen wird.
Kompetenz und Daten für eine starke Stimme der Fans in den Gesprächen mit Vereinen und Verbänden
UK kann unterdessen aus den Mitgliedsorganisationen sehr viel inhaltliche Kompetenz beisteuern. Wenn wir den Fußball verändern wollen, brauchen wir diskutierbare Vorschläge zur Umsetzung. Wie soll zum beispiel eine „gerechtere Verteilung der TV Gelder“ aussehen, die nicht nur von UK gefordert wird. Wie können Regeln zu nachhaltigem Wirtschaften in den Vereinen zur Lizenzbedingung werden? In der bereits seit ein paar Wochen arbeitenden Gruppe zur Coronakrise, an der über UK hinaus auch Mitglieder anderer bundesweiter Fanorganisationen teilnehmen, wurde in dieser Hinsicht schon einiges zusammen getragen. UK hat auf dem Bundestreffen eine eignen AG gegründet, die entsprechende Daten zur Wirklichkeit in den Vereinen herausfindet und entsprechende Konzepte erarbeitet.
Der Zeitdruck ist hoch, denn wir wollen nicht bis zum Herbst warten, wenn die DFL Ihre entsprechende TaskForce einsetzen will.
Nach mehr als vier Stunden Videokonferenz ging ein voll gepacktes Treffen zu Ende. Wer Fragen zu unserer Arbeit bei UK hat, kann mich gerne anschreiben unter ffa@rot-weiss-essen.de mit betr. UK oder unter jost.peter@unserekurve.de
Bleibt gesund und natürlich
Nur der RWE
Jost