Bericht des Fanvertreters von der AR-Sitzung im Januar 2019

Fanvertreter im Aufsichtsrat (Ralf Schuh)

„Neues Jahr…alte Sorgen“ oder „Wie überlebt man als Verein die Regionalliga?“ Wuppertal lässt wegen Insolvenzgefahr alle Spieler die gehen wollen, im Winter ziehen und sammelt Kohle per Crowdfunding ein. Wattenscheid springt der Insolvenz durch Crowdfunding und Finanzspritze des AR-Vorsitzenden in letzter Sekunde von der Schüppe.

Bei Herkenrath stellt der Mäzens ein Engagement ein und der Verein muss Spieler in Massen loswerden, um halbwegs klarzukommen. Aachen ist gerade mal ein halbes Jahr aus der 2. Insolvenz innerhalb von 5 Jahren raus.

Entspannt in die (finanzielle)Zukunft können lediglich die Zweitvertretungen der Bundesligisten und die beiden weiteren Mäzenatenvereine der Liga, Viktoria Köln und SV Rödinghausen gucken.
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass in der Historie der RL West nach Einführung der 3. Liga entweder Mäzenatenvereine oder Zweitvertretungen aufgestiegen sind. Einzig beim Aufstieg von Fortuna Köln 2013/2014 bin ich mir nicht mehr sicher ob da Mäzenatentum hinter stand.
Vielleicht kann da mal jemand aufklären? Nächstes Jahr gibt es dann wieder rechnerisch 0,5 „Fleischtopfplätze“ für den Aufstieg in Liga 3. Na Klasse…

Das ist also die überaus „attraktive“ Gemengelage in der unser RWE agieren muss. Aber das ist ja leider nicht alles. Es gibt ja auch noch die vereinsspezifischen Herausforderungen und die sind bei RWE z.T auch nicht rar und damit natürlich auch Thema im AR:

  • Kaderplanung 19/20
  • Auslauf von „Hoch 3“
  • Frustration bei Fans und Sponsoren
  • Personelle Situation im Vertrieb/Marketing
  • aktuelle sportliche Entwicklung

Und weil es so schön ist, kann man diese Baustellen nicht losgelöst voneinander betrachten und der Reihe nach abarbeiten, sondern jede dieser Baustellen „interagiert“ mit der Anderen:

Im Vertrieb wird uns bekanntlich Daniel Elzer Richtung Liga 1 verlassen. Für den Jungen und auch für RWE als „Ausbilder“ eine Auszeichnung. Für RWE aber in erster Linie, nach dem Abgang von Martin vom Hofe, ein Verlust, den man gerne vermieden hätte. Eben weil die Sponsoren zurecht Betreuung einfordern, gerade jetzt. Hier werden sich in den nächsten Wochen MU und Reiner Koch verstärkt einbringen.

Eine Dauerlösung kann das jedoch nicht sein, aber schnellen, adäquaten Ersatz findet man auf dem Markt auch nicht so einfach. Also mittelfristig Zusammenarbeit mit einer Vermarktungagentur? Nicht auszuschließen…

Bei der Kaderplanung hat man mit den Personalien Harenbrock und Pröger/Erwig-Drüppel zwei in meinen Augen sehr sinnvolle Entscheidungen getroffen. Wenn man ehrlich ist, war Prögi spätestens in den Spielen, die nach Wattenscheid kamen, nicht mehr der Alte und mit seinen Gedanken schon bei seinem künftigen Verein in Liga 2 oder 3. Daher war der Wechsel in der Winterpause gegen Transferentschädigung, in Verbindung mit der Verpflichtung von Erwig-Drüppel über das Saisonende hinaus, ein kluger Schachzug. Wo der RS allerdings seine Infos hinsichtlich der Ablöse her hat, würde mich schon interessieren…zumal sie nicht stimmen 😉

Wie es mit der Kaderplanung weitergehen kann, hängt natürlich von den Einnahmeerwartungen und damit nicht unwesentlich von Fans, Sponsoren und der Performance der Mannschaft ab. Bei Letzterem meine ich dabei nicht nur den lukrativen DFB-Pokaleinzug, sondern auch das Gesicht, was die Truppe in den restlichen Ligaspielen präsentiert. Denn das wird wiederum direkte Auswirkungen auf Sponsorenentscheidungen für die kommende Saison und Zuschauerzuspruch haben.

Wollen wir aber in der nächsten Saison tatsächlich für den Kader der ersten Mannschaft „draufsatteln“ und eine echte Spitzenmannschaft präsentieren (Zitat MU) ist die Frage in der aktuellen Gemengelage berechtigt, wie das funktionieren soll, ohne finanzielle Risiken einzugehen. Hoch 3 ist nicht wiederholbar und selbst wenn wirklich alle Sponsoren dabei bleiben sollten (träumen darf man ja), könnten wir den Etat zumindest nicht erhöhen.
Also „Investoren/Ausgliederung jetzt“?

Ja, das Thema müssen wir angehen, aber natürlich in der Form, wie es in der Mitgliederversammlung 2017 beschlossen wurde. Die damaligen Beschlüsse dazu nochmal in Stichworten:

  • Vorbereitung konzeptioneller Schritte für Ausgliederung des Spielbetriebes in eine KGaA unter Schaffung von Mitwirkungsmöglichkeiten der Mitglieder
  • Ausarbeitung von Satzungen, die Mitbestimmungsrechte der Mitglieder wahren und die zustimmungspflichtigen Geschäfte wie bisher organisiert zu handhaben
  • 2,5 Monate vor einer außerordentlichen oder ordentlichen Mitgliederversammlung sind den Mitgliedern die ausgearbeiteten Satzungen zugänglich zu machen

Aber spinnen wir das mal weiter: Aufgrund der Vorgaben aus der MV 2017 muss man nicht lange nachdenken, um zu erkennen, dass eine a.o. MV vor der nächsten ordentlichen MV(voraussichtlich letztes Juniwochenende) terminlich unmöglich ist.

Selbst für die ordentliche MV ist der Zeitplan sportlich, muss doch spätestens Mitte April das fertige Konzept stehen. Wenn wir das schaffen, kann die Ausgliederung aber frühestens Ende Juni auf der MV beschlossen werden. Da sollte die Kaderplanung aber schon weitestgehend abgeschlossen sein.

Zudem ist davon auszugehen, dass das Erreichen der notwendigen 75%-Mehrheit kein Selbstläufer ist. Auch wenn -wie geplant- maximale Entscheidungsgewalt beim e.V. und damit den Mitgliedern verbleibt, wird es vermutlich (und das ist absolut wertfrei gemeint) eine Fundamentalopposition geben.
Das alles ist uns bewusst und dennoch halten wir an dem Ziel fest, alles zu tun, schon in der nächsten Saison eine Spitzenmannschaft zu präsentieren, ohne den Verein in die Probleme zu stürzen, mit denen einige Mitkonkurrenten (siehe oben) aktuell zu kämpfen haben.
Anspruchsvoll? Ja, aber machbar!

Natürlich würde es enorm helfen, wenn bei Fans und Sponsoren so was wie eine „jetzt erst recht“-Stimmung aufkommt. Und daran appelliere ich persönlich auch und ich werde da im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten auch vorangehen.

Ja, wir haben gemessen am Budget über Jahre underperformt.

Ja, es wurden auch falsche Entscheidungen getroffen.

Aber wir haben auch aktuell die Situation, dass wir mit KN einen Trainer haben, der auf breiter Ebene Zustimmung erfährt und die Transfers, die JL (und KN) zu verantworten haben, lagen deutlich über dem Schnitt. Daher traue ich den Beiden auch zu, den aufgrund der Vertragssituation möglichen Kaderumbruch erfolgreich zu gestalten, wenn hierfür die Mittel bereit stehen.

Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir schon diese Saison deutlich besser performt hätten, wenn wir nicht Schlüsselspieler über lange Zeit hätten ersetzen müssen. An Viktoria wären wir aber trotzdem nicht ran gekommen, aber die verlassen uns ja jetzt 😉

Mein Wunsch wäre es daher, dass wir nach der Winterpause nochmal alle (Verantwortliche,Mannschaft, Fans, Sponsoren) die Arschbacken zusammenkneifen und jeder das Ihm Mögliche tut, eine gute Rückrunde zu erleben und damit die finanziellen und emotionalen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison 2019/2020 zu schaffen.

Was bei RWE gehen kann, haben wir zu Beginn der Saison gesehen.
Wenn wir dann noch in den anstehenden Diskussionen zum Thema Ausgliederung/Investor – bei aller Emotionalität, die in dem Thema steckt, respektvoll und sachlich miteinander umgehen, wäre viel gewonnen.

Nur der RWE!